Wie sich die Thurgauerin Yasmin Giger an der EM in Rom vom langen Steigerungsstau befreit.
Die 400-m-Hürdenläuferin Yasmin Giger hat an der Leichtathletik-EM in Rom über 400 m Hürden eine persönliche Bestmarke aufgestellt – eine ganz besondere.
Sie hatte sich in den Halbfinal vorgekämpft und verpasste den Vorstoss in den Endlauf knapp. 40 Hundertstelsekunden fehlten, eine Kleinigkeit in dieser anspruchsvollen und intensiven Disziplin.
Trotzdem strahlte Yasmin Giger als Serienfünfte. Der Grund: die Zeit. In 55,05 Sekunden wurde die 24-Jährige aus Romanshorn gestoppt – es ist eine persönliche Bestzeit.
Nicht als Nachteil beurteilen wollte sie die undankbare Bahn 9: Auf dieser fehlten ihr lange die Anhaltspunkte durch die Widersacherinnen im Rücken. Giger entgegnete: «Dafür konnte ich meinen Rhythmus laufen.»
Yasmin Giger muss fast vier Jahre warten
Dieses Resultat ist nicht alltäglich, obwohl Yasmin Giger früh grosse Erfolge gefeiert hat. Auf internationaler Ebene brillierte die vom Thurgauer Leichtathletik-Förderer Werner Dietrich entdeckte Athletin beispielsweise 2015 als Zweite an den Europäischen Jugendspielen (EYOF).
Zwei Jahre später gewann sie U20-EM-Gold. Weitere Medaillengewinne auf höchster Stufe folgten. 2021 realisierte sie bei ihrem U23-EMBronzelauf ihre bisherige Bestmarke von 55,25 Sekunden. Diese Zeit ist nach wie vor U23-Schweizer Rekord.
Aber fast vier Jahre musste sie warten, bis es zeitlich vorwärts ging. «Ich habe drei ganz schwierige Jahre hinter mir», blickt die einstige Schweizer Hoffnungsträgerin zurück.
Nun scheint die von Trainer Flavio Zberg im LC Zürich betreute Athletin nach den zahlreichen gesundheitlichen Rückschlägen in die Erfolgsspur zurückgefunden zu haben. «Darum darf ich jetzt auch zufrieden sein, auch wenn ich ausgeschieden bin», sagte Yasmin Giger nach dem Rennen.
Die Thurgauerin darf sich Olympia vormerken
Und vorüber sein dürfte die EM für Yasmin Giger noch nicht. In ihrer aktuellen Verfassung gehört sie in die 4x400-m-Staffel. In Rom ist die Staffel heute (Halbfinal) und allenfalls am Donnerstag (Final) im Einsatz.
Und vormerken kann sich Yasmin Giger auch die Olympischen Spiele in Paris, für welche die 4x400-m-Frauenstaffel ebenfalls qualifiziert ist. An der Thurgauerin dürfte nach der jüngsten Topzeit nicht mehr vorbeizukommen sein.
Quelle-Artikel: St. Galler Tagblatt (Jörg Greb, Rom), 10.06.2024 / Foto: athletix.ch / Bildbeschreibung: Yasmin Giger scheitert im Halbfinal knapp, strahlt aber trotzdem.